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Wandern im Torres del Paine Park

Der ultimative Torres del Paine-Wanderführer enthält viele nützliche Informationen, die Ihnen bei der Planung Ihrer Reise in Patagoniens berühmtesten Nationalpark helfen

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UNSER TORRES DEL PAINE WANDERFÜHRER

soll Ihnen die Planung Ihrer Patagonien Wanderreise im Vorfeld erleichtern und helfen, daß Sie die richtige Tour finden, welche zu Ihrem Fitness Level und Ihrer verfügbaren Zeit passt. Des Weiteren stellen wir sehr viel nützliche Informationen rund um das Thema Trekking im Torres del Paine Nationalpark zur Verfügung und beantworten viele Fragen, die an uns in den letzten 20 Jahren immer wieder von Wanderern gestellt wurden.

Der Nationalpark Torres del Paine

liegt im extremen Süden des chilenischen Teils Patagoniens und ist von Puerto Natales aus auf dem Landweg in zirka 2 Stunden/130 km erreichbar. Der berühmteste Nationalpark Patagoniens wurde 19 Jahre nach seiner Gründung, im Jahre 1978, zum UNESCO Biosphärenreservat erklärt. Schroffe Gipfel, türkis schimmernde Seen, Gletscher und eine vielfältige Tierwelt verteilen sich auf einer Fläche von 242.000 Hektar.


Der Torres del Paine O Rundwanderweg und die Torres del Paine W Wanderung sind die beiden klassischen mehrtägigen Wanderrouten im Nationalpark Torres del Paine.

PRAKTISCHE INFORMATIONEN - PLANEN SIE EINE REISE IN DEN TORRES DEL PAINE?

TORRES DEL PAINE O Circuit oder W Trek?

  • Der Torres del Paine W Trek und der O Circuit sind die beiden klassischen Trekking-Touren im Torres del Paine Nationalpark. Der Torres del Paine "O" Rundwanderweg startet an der Guarderia Laguna Amarga und führt gegen den Uhrzeigersinn, üblicherweise in sieben bis acht Tagesetappen, einmal durch den kompletten Paine-Park. Dabei erlebt man andine Wüsten, Urwälder, Sumpfgebiete, Hochgebirgspässe, Gletscherzungen und spitze Felsnadeln, die in sich ständig wandelnde Wolkenformationen ragen.
  • Die Torres del Paine W Wanderung ist ein Teil des O Trek's, der nur im Süden des Parks verläuft und den man auf 4 oder 5 Tagesetappen geht. Dabei geht man in die schönsten Täler, das Valle del Francés und das Valle Ascensio, hinein und wieder hinaus und vollführt die Form eines Ws. Allerdings ist der nördliche Teil des Torres del Paine O Rundwanderweg der einsamere der beiden Touren, da hier die Besucherzahl auf 100 am Tag und auf dem W-Circuit auf ca. 200-300 am Tag beschränkt ist.

WIE VIELE TAGE BRAUCHE ICH FÜR DEN TORRES DEL PAINE O RUNDWANDERWEG?

Der Torres del Paine O Circuito oder O-Trek ist ca. 117 km lang und dauert mindestens sieben Tage. Der Torres del Paine O Rundwanderweg führt gegen den Uhrzeigersinn einmal durch den kompletten Torres del Paine-Park. Der Torres del Paine Circuito ist aufgrund seiner Länge und der Übernachtung in Zelten für erfahrene Wanderer geeignet, die bemerkenswerte Aussicht ist es auf jeden Fall wert! Dabei ist der nördliche Teil des Torres del Paine O Circuit einschließlich des John Garner Passes der einsamere Abschnitt im Vergleich zum südlichen Teil (dem "W"-Teil des "O" Treks).

TORRES DEL PAINE WANDERKARTE

Kann man den Torres del Paine O Trek in 7 Tagen wandern?

Ja, man kann den Torres del Paine O Circuit in 7 Tagen wandern (vorgeschlagener Tourenverlauf):

Tag 1 - Transfer Puerto Natales - Torres del Paine Nationalpark; Wanderung zum Puesto Serón; Camping Serón (Gehzeit: 4-5 Std., Gehstrecke: 12 km)

Tag 2 - Wanderung zum Refugio Dickson; Camping Dickson (Gehzeit: 6-7 Std., Gehstrecke: 18,5 km)

Tag 3 - Trekking zum Puesto Los Perros; Camping Los Perros (Gehzeit: 4-5 Std., Gehstrecke: 9,5 km)

Tag 4 - Trek zum Refugio Grey, über den John Garner Pass; Camping Grey (Gehzeit: 8-10 Std., Gehstrecke: 22 km)

Tag 5 - Optional Kajak Tour Lago Grey oder Ice Hiking Grey Gletscher; Trek zum Lago Pehoe; Camping Lodge Paine Grande (Gehzeit: 4-5 Std., Gehstrecke: 12 km)

Tag 6 - Wanderung zum Französischen Tal - Valle Frances; Camping Lodge Paine Grande (Gehzeit: 6-7 Std., Gehstrecke: 18 km)

Tag 7 - Katamaran-Fahrt über den Lago Pehoe, Transfer zum Las Torres Sektor und Wanderung zu den Torres del Paine Türmen (Gehzeit: 8 Std., Gehstrecke: 19 km). Transfer zurück nach Puerto Natales.

Warum sollte ich mit Guide und Träger wandern? 

Ein erfahrener und zertifizierter MOSER Active Trekkingführer bringt immer ein hohes Maß an zusätzlicher Sicherheit. Mit dem Satellitentelefon kann er im Fall einer Verletzung Hilfe rufen, er kennt die Tücken der Wege und kann nicht zuletzt auf vieles hinweisen, was man sonst im Vorbeiwandern möglicherweise nicht bemerkt hätte. Viele wissenswerte Insiderinformation über Pflanzenwelt, Land und Leute bekommt man vom Guide während des Wanderns vermittelt. Wer mit Guide und Träger wandert, hat außerdem den Vorteil, dass er Zelt, Schlafsack und Isomatte abgeben und somit den Rucksack um viele Kilo erleichtern kann.

Doch auch wenn man in professioneller Begleitung unterwegs ist: Wichtig ist, dass die Teilnehmer bei Antritt der Reise körperlich fit und den Anforderungen eines mehrtätigen Trekkings gewachsen sind.

Wenn Sie den Torres del Paine O-Trek bei MOSER Active buchen, so sind ein erfahrener, zertifizierter Wanderführer und die Träger für Zelte und persönliche Ausrüstung stets im Reisepreis enthalten.

WARUM SOLLTE MAN EINMAL IM LEBEN IM TORRES DEL PAINE WANDERN?

  • Der Torres del Paine Nationalpark ist nicht ohne Grund einer der bekanntesten Nationalparks in Patagonien - Chile und der ganzen Andenregion: Unvergleichlich schroff sind die Gipfelwelten, artenreich die Tierwelt und die Gletscherzungen sind (noch) von beeindruckender Größe.
  • Auf einer Trekkingtour in Patagonien durchwandert man unterschiedliche Landschaften und oftmals mehrere Klimazonen am Tag: Zwar kratzen die Berge gerade einmal an der 3000-Meter-Marke, dennoch aber herrschen auf den Pässen Bedingungen wie sonst über 3000 Meter Höhe, insbesondere bei der Querung des John Gardner Passes auf 1.250 Metern. Im Französischen Tal, dem Bader Tal und Ascencio Tal kann es hingegen warm und sogar tropisch feucht werden.
Der Torres del Paine O Circuito war sensationell,
die Gruppe toll, unser Wetterglück unfassbar, zur Landschaft fehlen mir die Worte, die Organisation war perfekt und unser Guide einfach super - jemand, dem die Berge wirklich am Herzen liegen. Also riesiges Dankeschön an euch, dass ihr uns eine so wunderbare Patagonien Trekking-Tour ermöglicht habt! Carina, Deutschland
Perfekte Organisation eines "rundum Sorglos-Trips"
Die perfekte Art, zu zweit oder individuell in der kleinen Gruppe diese tolle Gegend zu entdecken. Unser Guide in Patagonien war nicht nur riesig nett, fürsorglich und kompetent, sondern er war einfach auch ein klasse Gesprächspartner. Das war der wahre Luxus bei dieser Wanderreise! Ute & Wolfgang - Deutschland

WAS TUN, WENN KEINE FREIEN CAMPING-PLÄTZE IM TORRES DEL PAINE VERFÜGBAR SIND?

Aufgrund der riesigen Nachfrage von Torres del Paine Trekking Touren sind viele Campingplätze im Torres del Paine Nationalpark schon sehr früh ausgebucht. MOSER Active bietet, als einer der führenden Reiseveranstalter vor Ort, eine Vielzahl von organisierten und geführten Torres del Paine Wanderreisen mit wöchentlichen Abfahrten an, bei denen sehr oft noch freie Plätze verfügbar sind.

Bei Buchung einer unserer geführten Torres del Paine Touren (Torres del Paine W Wanderung oder Torres del Paine O Circuit) übernehmen wir die gesamte Organisation vor Ort. Es lohnt sich daher, einen Blick auf unsere Torres del Paine Restplätze zu werfen, selbst wenn online anderswo in Ihrem geplanten Reisezeitraum keine freien Camping Plätze im Torres del Paine Nationalpark mehr verfügbar sind!

Anreise Torres del Paine Nationalpark

Mit dem Flugzeug über Madrid nach Santiago de Chile. In der Hochsaison weiter per Inlandsflug nach Puerto Natales, sonst nach Punta Arenas. Von dort aus mit dem Bus (stündliche Verbindung) nach Puerto Natales. Alternativ nach Buenos Aires und über El Calafate (Argentinien) mit dem öffentlichen Bus nach Puerto Natales. Von Puerto Natales mit dem Bus (Abfahrt 7:30 und 14:30 Uhr) oder Privattransfer zur Laguna Amarga, dann weiter 90 Minuten zu Fuß oder mit einem Minibus-Shuttle zum Las Torres Hotel.

Wann ist die beste Zeit, um den TORRES DEL PAINE zu besuchen?

Die idealsten Monate, um den Nationalpark Torres del Paine zu besuchen, sind November bis Februar. Wer ein bisschen mehr Einsamkeit bei den Wanderungen geniessen möchte, sollte den Torres del Paine in der Nebensaison in den Monaten Oktober, März oder April besuchen. Und wem Kälte nichts ausmacht, für den empfiehlt sich eine Winterwanderung im Juni, Juli oder August.

Wie ist das Wetter im Sommer im Torres del Paine?

Das Wetter kann sich in Patagonien mehrfach täglich und selbst mehrfach pro Stunde ändern. Man kann innerhalb kürzester Zeit einen Schneesturm und Sommerhitze erleben. Die einzige Konstante ist der Wind, der besonders bei der Überquerung von Pässen (John Gardner Pass) an den Wanderern zerrt. Was es eher selten gibt, sind Gewitter.

BUCHEN SIE IHR NÄCHSTES TORRES DEL PAINE ABENTEUER !

Gibt es TAGESWANDERUNGEN abseits der Touristenpfade?

Hier haben wir mehrere Geheim-Tipps:

  • die relativ flache Wanderung entlang der Laguna Verde (Mirador del Toro) südlich der Hauptwege des W-Treks. Die Aussicht auf das Paine-Massiv und die zweifärbigen „Cuernos“ (Hörner) ist atemberaubend.
  • Die wenig begangene Wanderung in das Pingo-Tal westlich des Lago Grey mit beeindruckenden Ausblicken auf den höchsten Berg im Park, den Paine Grande. Wahrscheinlich werden Sie mehr seltene Südandenhirsche (Huemuls) als Menschen sehen. Erkunden Sie mit einem lokalen Guide die Gletscher Pingo und Zapata.
  • Eine dritte, weniger bekannte, aber auch sehr schöne Wanderung ist die Tour zum Aussichtspunkt „Mirador Ferrier“ westlich des Nationalparks Torres del Paine. Die Belohnung nach einem steilen, zweistündigen Aufstieg ist eine ganz besondere Perspektive auf das gesamte Paine-Massivs, die Gletscher des Patagonischen Inlandeises und fast alle Seen des Parks, schimmernd in Blau, Grau oder Türkis.

Gibt es im Sommer Moskitos im Park?

Im patagonischen Sommer (also im Europäischen Winter) ist die Hochzeit für Moskitos im Torres del Paine-Nationalpark. Viele Campingplätze sind nahe des Wassers gelegen und daher ist Draußensitzen in den Abendstunden MIT Moskitospray gemütlicher.

BRAUCHE ICH TREKKINGSTÖCKE AUF DEN TORRES DEL PAINE WANDERUNGEN?

Wir empfehlen dringend, den Torres del Paine O Trek mit Trekkingstöcken zu wandern. Wanderstöcke sind eine große Hilfe beim Überqueren kleiner Flüsse, rutschiger Hänge und unwegsamen Geländes. Wenn Sie keine eigenen mitbringen, können Sie diese bei MOSER Active ausleihen.

IST DAS WASSER AUS FLÜSSEN UND SEEN TRINKBAR?

Man kommt auf allen Etappen der Torres del Paine W Wanderung und des O-Circuit regelmäßig an Wasserläufen und Seen vorbei, an denen man die Wasserflasche auffüllen kann. Man braucht also nie größere Mengen Wasser mit sich zu führen. Das Wasser ist (fast) überall sehr sauber – aber auch hier gilt: Wer mit einem MOSER Active Guide unterwegs ist, bekommt die Infos, wo es die beste Wasserqualität zum Flaschenauffüllen gibt.

WELCHE TIERE KANN ICH BEOBACHTEN?

Zwischen faszinierenden Ausblicken auf die Granittürme und türkisblaue Seen können Wanderer im Torres del Paine eine Reihe von Wildtieren beobachten, darunter 26 Säugetierarten und mehr als 100 Vogelarten. Bestaunen Sie Guanacos, Pumas, den Südandenhirsch, riesige Andenkondore, Graufüchse, das Gürteltier und viele mehr.

Muss ich mich für den Paine-Park impfen lassen?

Es gibt für Chile bzw. Patagonien keine vorgeschriebenen Impfungen.

Reisebericht Torres del Paine O Circuit

DURCH WIESENBLUMEN UND EIN URTAL

Die Wanderung entlang des O-Treks beginnt mit einer Registrierung am Hotel und Camp Las Torres, dem letzten Posten der Zivilisation. Die Zahl der Trekker ist beschränkt, der O-Rundweg darf nur gegen den Uhrzeigersinn gewandert und die Zeltplätze müssen reserviert werden. Das dient dem Schutz der sensiblen Fauna und Flora des Parks und auch der Sicherheit der Wanderer: Kommt eine angemeldete Gruppe oder Einzelperson nicht bis zu einer bestimmten Uhrzeit am Ranger-Kontrollposten vorbei oder am Zeltplatz an, kann gegebenenfalls ein Suchtrupp gesandt werden. Darauf verlassen sollte man sich aber nicht. Vom Hotel Los Torres geht der Wanderweg auf der ersten Tagesetappe stets nach Norden, in den einsameren Teil des Nationalparks, den nur fünf Prozent der Wanderer besucht. Trekt man zunächst noch im Schatten des 2.670 Meter hohen Monte Admiral Nieto, der in den 1930er Jahren als erster der Gipfel der Region bestiegen wurde, so zeigt sich das Gebirge im weiteren Verlauf dieser ersten Etappe von seiner sanften Seite: unendliche Wiesen, mit bunten duftenden Blumen – vorwiegend mit wenig exotischen Margeriten, Storchenschnabel, Spitzwegerich und Platterbse – bestanden, zwischen denen Wildgänse watscheln, gemütlich mäandernde Bäche und Flüsse. Luftige Schäfchenwolken ziehen wie hingetupft über die Bilderbuchidylle.

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Vera zeigt essbare Aronia, wilde Johannesbeere, Fuchsbeeren und Calafatebeeren vom Berberitzestrauch. »Man sagt, wer einmal die Calafatebeere gekostet hat, kommt nach Patagonien zurück«, erzählt sie lachend. Später kosten wir das »Pan de Indio«, »das Indianerbrot«, einen essbaren Pilz, der im Südbuchenwald an den Stämmen wächst. »Die drei Südbuchenarten, die nur in Patagonien und Feuerland vorkommen, wachsen extrem langsam. Diese Bäume sind also uralt«, betont Vera. An den Stämmen wachsen Flechten wie Bärte. Dazwischen ducken sich »Palomitas« genannte, zartweiße Orchideen.

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Im sogenannten Sektor Serón oberhalb des gleichnamigen Campsblicken wir hinab auf das Tal des Paine-Flusses, das in seiner Ursprünglichkeit einmalig ist. »Vor 165 Millionen bis 135 Millionen Jahren war hier ein Ozean«, erklärt Vera. Vulkanausbrüche unter der Wasseroberfläche sorgten dafür, dass sich Sedimentschichten bildeten. Später, als sich die Nazca-Platte unter die Südamerikanische Platte zu schieben begann, faltete sich das Gebirge auf. Mehrere Eiszeiten haben schließlich die schroffen Türme geschaffen, die auch die heutige Wanderung zum Camp Serón prägen. »Wir werden ab jetzt jeden Tag durch völlig andere Landschaften wandern «, verspricht Vera, »heute sind wir in der preandinen Gebüschzone, morgen werden wir durch Nothofagus-Wälder kommen. Hinter dem Garner-Pass wartet dann die andine Wüste auf uns«.

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BEGEGNUNG MIT DEM »PATAGONISCHEN ATEM«

Seit 1978 ist der Nationalpark Torres del Paine Biosphärenreservat der UNESCO. Auf einer Fläche von der Größe des Saarlands bietet er senkrechte Granitgipfel, riesige Gletscher, Seen in allen erdenklichen Grün- und Blautönen und rauschende Wasserfälle. Zwar kratzen die Berge gerade einmal an der 3.000-Meter-Marke, dennoch herrschen auf den Pässen Bedingungen wie sonst auf über 3.000 Meter Höhe. »Die Baumgrenze liegt auf 700 Metern und selbst im Sommer fällt der Niederschlag über dieser Höhe als Schnee«, erklärt Vera. In den Tälern kann es hingegen warm und sogar tropisch feucht werden. Jährlich besuchen den Paine-Nationalpark durchschnittlich 150.000 Menschen.

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Im Camp Serón angekommen bauen wir unser Zelt zwischen Wiesenblumen auf. Ein mächtiger Greif, ein Carancho, sucht ohne Scheu den Boden nach Essbarem ab. Spektakulär versinkt die Sonne hinter einer nahen Hügelkette und gibt den Auftakt für eine sternenklare Nacht. Mehr Wildnisromantik geht nicht! Am nächsten Tag geht es vorbei am Lago Paine und entlang des gleichnamigen Flusses. Bohlenwege führen durch ein ausgedehntes Sumpfgebiet. Die Gipfel lassen ihre Hängegletscher um die Wette funkeln, schnell ziehende Wolken sorgen für ein spannendes Spiel von Licht und Schatten. Doch dann zeigt Patagonien sein wahres Gesicht: Der Wind zerrt am Rucksack, pfeift durch die Jacken. Der patagonische Starkwind, mit dem es keine steife Nordseebrise aufnehmen kann, kommt wie aus dem Nichts. Gehstrecken werden doppelt beschwerlich, wenn man den »patagonischen Atem« gegen sich hat, kommt er jedoch von hinten, werden die Füße ungewohnt leicht. In den heftigen Böen kommt das angenehme Gefühl auf, man würde fliegen – und das mit schwerem Gepäck auf dem Rücken.

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Am Refugio und Camp Dickson, dem nächsten Etappenziel ganz im Norden des Paine-Massivs, machen

wir mit einem weiteren patagonischen Naturphänomen Bekanntschaft: Den Moskitos. Trotz Moskitospray verleiden sie uns den Genuss der Abendstimmung am sandigen Ufer des Lago Dickson. Eine einsame, bizarr geformte Eisscholle treibt darauf. »Der Lago Dickson wird vom Dickson-Gletscher gespeist, der schon zum großen patagonischen Inlandeis gehört«, berichtet Vera »außerdem speist er den Painefluss«. Die Abendsonne lässt die aufregende Gebirgsarchitektur, die sich hinter dem See erhebt, in aller Farbenpracht strahlen. Sie verfärbt sich lila, dann verblasst die Färbung ins Bläuliche. Paine heißt in der indigenen Sprache der Tehuelche »blau«. In den Abendstunden kann man nachvollziehen, warum.

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GARNER-PASS UND GREY GLETSCHER

Hinter dem Camp am Lago Dickson führt der Weg anderntags durch einen uralten, märchenhaften Südbuchenwald zum Camp Los Perros, das wunderschön am Fuße des gleichnamigen Gletschers liegt. Unterhalb des Gletschers hat sich in einem Felsenkessel ein See gebildet. Vom Ufer aus könnte man stundenlang Gletscher herabstürzenden Eisbrocken in den See klatschen. Während der Naturkinovorstellung naschen wir nicht besonders wohlschmeckende aber nahrhafte Chaurabeeren, die in großer Zahl rund um das Ufer wachsen. »Das ist das gute an Patagonien: Man findet essbare Früchte, hat überall frisches Trinkwasser und es gibt weder Zecken, noch giftige Spinnen oder Schlangen«, betont Vera. Nicht einmal Gewitter muss man fürchten. Die bilden sich nämlich in Patagonien so gut wie nie.

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Tag vier des O-Treks ist mit der Überschreitung des John-Garner-Passes der entscheidende: Der Pass, der ursprünglich Paso John Gardner hieß, im Lauf der Jahre jedoch sein »d« verlor, ist gerade einmal 1.250 Meter hoch. Manch ein Alpinist mag da müde lächeln, doch der Aufstieg über 750 Höhenmeter hat es in sich. Zwischen den Gletschern an den Hängen des Cerro Amistad und dem Cerro Blanco Sur schwitzen wir uns über grobes Geröll steil hinauf. Oben auf dem Pass, der die Wetterscheide bildet, erwartet uns dann ein eisiger Wind, aber auch ein Ausblick, der seinesgleichen sucht: Wir blicken auf den Grey-Gletscher, Teil des chilenischen Inlandeises, der größten zusammenhängenden Eismasse außerhalb der beiden Pole. Noch liegt er weit unter unseren Füßen, dafür können wir den rund 25 Kilometer langen Gletscher komplett überblicken und sehen, wie er in den Lago Grey kalbt. Je weiter wir absteigen, umso genauer erkennen wir die gewaltigen Gletscherspalten und haushohen Eisschollen, die im Wasser treiben. Winzig klein macht sich dazwischen ein Ausflugsschiff aus. Mit immensem Druck schiebt der stark schmelzende Gletscher die Eismassen in den See, dessen Färbung schon im Namen »Lago Grey« mitschwingt. An der Abbruchkante des Eisstroms angekommen, hören wir sogar das Knarzen und Krachen des Eises. Doch bald wird alles wieder vom Pfeifen des Windes übertönt, der jedes Wort – und jede nicht befestigte Mütze – davonträgt. Wir können uns gar nicht satt sehen an der perfekt gewundenen Gletscherzunge, die sich uns unschuldig weiß funkelnd aus immer anderen Blickwinkeln darbietet, während wir daran entlang wandern. In Folge der globalen Erderwärmung werden aber auch in Patagonien die Eisfelder kleiner. »In den vergangenen hundert Jahren hat sich der Gletscher um mehrere Kilometer zurückgezogen«, erklärt Vera. Dem italienischen Mönch Alberto de Agostini, der in den 1930er Jahren die erste Inlandseisquerung machte und mit seinen Fotografien Patagonien zu internationaler Bekanntheit verhalf, hatte sich noch ein ganz anderes Bild dargeboten.

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NOCH EIN TÜRKISFARBENER SEE

Am Refugio/Camp Grey angekommen wird man nach fünf Tagen Einsamkeit fast erschlagen vom Rummel. Hier endet der erste Schenkel des W. Die nächste Tagesetappe zum Camp und Refugio Paine Grande prägen nicht nur Begegnungen mit vielen anderen Wanderern, sondern schon bald die Spuren des verheerenden Waldbrandes im Jahr 2012. Nahezu surrealistisch wirkt die Landschaft: Die verkohlten Bäume, zwischen denen noch kümmerlich das neue Grün sprießt, stehen in scharfem Kontrast zur ungetrübten Idylle der dahinter liegenden Berglandschaft. Der Paine Grande reckt an der Punta Bariloche seine spitzen Zacken wie schiefe Raubtierzähne in den Himmel. Dann erreicht man den smaragdgrünen Lago Pehoé, dessen Name in der indigenen Sprache der Tehuelche »türkis« bedeutet. Hier legen die Katamarane an, mit denen man unter der Bergkulisse der »Cuernos« und vorbei an zwei mächtigen Wasserfällen nach Pudeto übersetzen kann, wo man wieder Anschluss an die Zivilisation hat. Alternativ geht es zu Fuß weiter bis zum Refugio Los Cuernos und dann über den mittleren Zacken des Ws, das Valle Francés, das »französische Tal«. Der steile Weg eröffnet Traumblicke auf den Paine Grande, den mit 3050 Meter größten Berg im Nationalpark mit seinen vielen Hängegletschern. Nach der Rückkehr zur Schutzhütte Los Cuernos warten der letzte Schenkel des W-treks und der Aufstieg durch das Valle Ascencio. »Ascensio war ein berühmt-berüchtigter Viehdieb, der sich hier zurückzog«, erklärt Vera. Von der Einsamkeit dieser Zeit ist heute nichts mehr zu spüren, von der Magie der Berge jedoch schon. Der Moment des Rauschs beim kurzen, aber intensiven Anblick der Torres – solche Momente sind es einfach wert, immer wieder in das alpine Wunderland zurückzukehren.?

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PRACHTFELSEN IN MYSTISCHEM SCHLEIER

Kurz vor Ankunft am Bergsee unterhalb der Torres del Paine, dem Punkt, von dem aus sich die typische Sicht auf die drei Türme eröffnet, bewahrheitet sich Veras Prognose: Die drei Zinnen erstrahlen in voller Pracht. Der Anblick, der viele Bildbände ziert und zu einem gern wiederholten Motiv auf Instagram und co. wurde, ist in natura nahezu unbeschreiblich. Wir legen einen Spurt über die letzten hundert Höhenmeter hin, doch kaum sind wir oben und ist die Kamera bereit, ziehen wieder Nebelschwaden auf. Ein kurzer Schnappschuss, dann ist es vorbei. Die drei Prachtfelsen hüllen sich erneut in den mystischen Schleier. Es wird eisig kalt, die Finger sind trotz der Handschuhe klamm, wir warten zitternd und hoffen. Kommen die Torres wohl noch einmal zum Vorschein? Doch der kostbare Moment ist vorbei. Enttäuscht sind wir dennoch nicht, denn die Magie des Ortes haben wir durchaus gespürt und außerdem war die Tageswanderung zu den Torres nur einer von vielen Höhepunkten und krönender Abschluss einer einmaligen Trekkingtour, dem O-Circuit, durch die Cordillera del Paine.

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Reisebericht von Annika Müller, Januar 2020